Review: Overlord – Band 01

In dieser Review schaue ich mir für euch die deutsche Veröffentlichung der Light Novel Overlord veröffentlicht bei Tokyopop näher an. Kann das Buch jemanden überzeugen, der bisher nur wenige Berührungspunkte mit der Serie hatte?

Cover des 1. Bandes zur deutschen Veröffentlichung von Overlord.
Cover des 1. Bandes zur deutschen Veröffentlichung von Overlord.
Japanischer Titel: オーバーロード
Deutscher Titel: Overlord
Autor: Kugane Maruyama
Illustrationen: so-bin
Übersetzung: Franziska Kammer

Offizielle Beschreibung

Zwölf Jahre lang beherrschte das Online-Rollenspiel Yggdrasil die Gaming-Welt. Für den Gildenmeister, den sogenannten Overlord, mit dem Alias »Momonga« und seine Gilde Ainz Ooal Gown war es ein aufregendes Abenteuer. Doch jetzt ist der Hype um das Game vorbei und die Server sollen abgeschaltet werden. Als sich Momonga ein letztes Mal einloggt, um da zu sein, wenn das Spiel offline geht, geschieht das Undenkbare: Er kann sich nicht mehr ausloggen. Und die Spielfiguren der großen Gruft von Nazarick beginnen, sich wie lebendige Menschen zu bewegen und zu handeln. Die Fantasie wird zur tödlichen Realität. Auch wenn das Spiel vorbei ist, hat die epische Geschichte von Ainz Ooal Gown gerade erst begonnen …

– Offizielle deutsche Beschreibung von Tokyopop

Allgemeine Informationen

Heute darf ich euch mal wieder eine deutsche Light Novel vorstellen. Diesmal also die Novel zu Overlord, die bei Tokyopop erscheint. Um diesen Anlass zu feiern, möchte ich euch mit allen Details versorgen, die ich euch geben kann. Das Buch erscheint in drei Varianten. Einmal dem normalen Softcover, einer Hardcover-Version und als E-Book. Für euch habe ich mir für diese Review das Hardcover* und das E-Book geschnappt, wobei ich selbst das E-Book gelesen habe und das Hardcover vor allem für seine Aufmachung bewerten möchte, der Inhalt sollte ja durchaus identisch sein.

Das Softcover kostet 14,99 €, das Hardcover 19,99 € und das E-Book schlägt mit 11,99 € zu Buche.

*Ich hätte euch an dieser Stelle gerne meine Eindrücke zum Hardcover von Overlord geschildert. Diese war aber einfach nicht zu bekommen, aufgrund der im Moment andauernden Rohstoff-Knappheit. Ich ergänze euch das dann noch sobald ich meine Hände an eine Ausgabe bekomme.

Über die Covergestaltung für das neue Light Novel-Label von Tokyopop kann man sich sehr gut streiten. Ich bin ehrlich gesagt kein wirklicher Fan davon, vor allem was Konosuba angeht, finde ich nimmt das Design dem Buch etwas von seiner Fröhlichkeit, aber ich bin ja hier um über Overlord zu reden. Hier finde ich das neue Design von Tokyopop nicht schrecklich, es wird nur leider das wirklich schöne Artwork durch die Balken bedeckt. Macht euch aber gerne selbst ein Bild:

Ein Blick auf die verschiedenen Cover von Overlord Band 1 in den Sprachen Japanisch (links), Englisch (Mitte) und Deutsch (rechts).
Ein Blick auf die verschiedenen Cover von Overlord Band 1 in den Sprachen Japanisch (links), Englisch (Mitte) und Deutsch (rechts).

Ansonsten hatte ich etwas Zweifel, was die Übersetzung der Light Novel anging. Man hörte so Gerüchte in der Community, die Übersetzung stammt nicht aus dem Japanischen, sondern vielleicht aus dem Englischen. Auf meine Nachfrage zum einen via E-Mail und via Kontaktformular hat Tokyopop keine Stellung genommen. Dank den Kollegen von Manga-Passion im Interview mit Tokyopop erhalten wir doch noch eine Antwort auf diese Frage:

MP: Uns ist aufgefallen, dass bei euren neueren Light-Novel-Releases das „übersetzt aus dem Japanischen“ fehlt und wir uns daher die Frage stellen, ob ihr diese aus dem Englischen übersetzt. Kannst du uns dazu vielleicht etwas Genaueres sagen und falls ja, auch warum ihr euch dafür entschieden habt?

Susanne: Ja, wir übersetzten einzelne Reihen auch aus dem Englischen.

Dies hat mehrere Gründe, vor allem aber den, dass wir den Fans eine Übersetzung in bester Qualität zur Verfügung stellen wollen. Eine literarische Übersetzung zeichnet sich nicht dadurch aus, dass sie Wort für Wort die Originalsprache abbildet, sondern durch das Können der Übersetzer:innen, die Natur und Atmosphäre des Originalwerkes aufzunehmen und zu übertragen. Ist dies bspw. im Englischen schon einmal gelungen, ist das ggf. die bessere Wahl als eine Übersetzung aus dem Japanischen durch Übersetzer:innen, die sich mit dem Inhalt oder der Übersetzung eines Fließtextes nicht wohl fühlen oder der Backgrund bisher fehlt. Und dies ist von Werk zu Werk ja auch sehr unterschiedlich. Für Overlord muss man eine Fantasy-Klaviatur haben, bei Konosuba ist es wichtig, dass der Humor richtig transportiert wird, bei The Rising of the Shield Hero darf auch der Gaming-Hintergrund nicht fehlen.

Quelle: Interview von Manga-Passion mit Tokyopop

Das ganze Interview könnt ihr euch hier durchlesen: Interview von Manga-Passion mit Tokyopop

Das Buch wurde geschrieben von Kugane Maruyama und wird mit Illustrationen von so-bin unterstützt, mehr zu diesen aber später. Wie bereits erwähnt erscheint die deutsche Ausgabe bei Tokyopop. Die Übersetzung ins Deutsche stammt von Franziska Kammer, die Redaktion übernahm Markus Rohde. Lektoriert wurde das Buch von Jana Karsch. Für das Lettering und die Herstellung zeichnet sich Annika Meyer-Wülfing verantwortlich, die zusammen mit Anja Winteroll auch die Covergestaltung übernommen hat. Die Umsetzung als E-Book stammt von der Eberl & Kœsel Studio GmbH.

Ein prüfender Blick auf das E-Book

Normalerweise würde ich sowas in meine Meinung einarbeiten, aber ich halte es diesmal für etwas wichtiger einmal generell über Tokyopops E-Books zu reden. Aus der Community habe ich mitbekommen, dass die E-Books des Publischers ein paar Probleme hatten. Als Beispiel hier darf hier die Veröffentlichung von SAO herhalten. Was hier vor allem störte, war wohl die etwas unsaubere Verarbeitung durch den Dienstleister. So kam es dort wohl zu unnötigen Zeilenumbrüchen und es sind unnötige Bindestriche im Text, die so gar keinen Sinn ergeben. Hier ein Beispiel:

»Oh nein, Kirito. Dieses Mal wirst du dich nicht heraus-winden!« Eugeo stapelte gerade das Teegeschirr und warf seinem Freund einen strengen Blick zu.

– Sword Art Online Band 11, deutsche Fassung: Tokyopop GmbH, 1. Auflage (E-Book)

Auch war die Silbentrennung im E-Book dort ein Problem, weil warum auch immer, die Sprache als arabisch ausgezeichnet war. Hat sich das im Overlord gebessert?

Na ja es ist zumindest besser als bei SAO. Mir ist im gesamten Buch eine Stelle aufgefallen, die (möglicherweise) einen unnötigen Bindestrich enthielt. Ob der Bindestrich nicht allerdings extra an dieser Stelle gesetzt wurde, ist mir nicht bekannt. Hier die Stelle (Das CAPS ist im Übrigen so beabsichtigt für den Charakter, daher bitte nicht wundern):

»ABER ICH HABE NATÜRLICH AUCH EINIGES ZU TUN, ALSO KANN ICH NICHT BEHAUPTEN, DASS MIR LANG-WEILIG GEWESEN WÄRE.«

– Overlord Band 01, deutsche Fassung: Tokyopop GmbH, 1. Auflage (E-Book)

Also das Problem ist fast gelöst. Eine oder zwei solche Stelle im Buch ist wesentlich weniger als in den Veröffentlichungen von SAO zu finden ist. Also auf jeden Fall besser, aber bitte arbeitet weiter daran. In Sachen Silbentrennung habe ich auch ein bisschen komisches im Buch erlebt, ich weiß aber nicht wie viel daran an meinem Pocketbook liegt und was dem E-Book zuzuschreiben ist. Ich würde dies aber eher dem Reader zuschreiben. Die Sprache ist im E-Book korrekt mit Deutsch hinterlegt worden, imTeil eines jeden Kapitels.

Ansonsten habe ich noch ein paar Dinge anzumerken, bei denen ich mich freuen würde, wenn Tokyopop dies mit seinem Dienstleister besprechen würde und ggf. verbessern würde.

Dies könnte zwar ein Pocketbook spezifisches Problem sein, aber soll dennoch Erwähnung finden. Mein Reader zeigt mir im Normalfall das Cover des Buches an, wenn ich diesen Ausschalte. Dies war beim Overlord leider nicht der Fall. Ein Blick in das E-Book verrät mir zwar, dass die Titelseite und das Cover wohl korrekt gesetzt worden sein muss und auch als Thumbnail in der Bibliothek wird das Cover angezeigt wie es soll. Nur für diese Funktion des Pocketbooks funktioniert es irgendwie nicht. Der Reader fällt darauf zurück das erste Bild anzuzeigen, dass er findet. Es ist bei mir bisher bei keinem meiner E-Books vorgekommen, dass sowas passierte. Ich konnte leider nicht ganz feststellen, wo das Problem liegt.

Eine weitere Sache wäre noch, die ich es etwas komisch fand ist, dass die Bilder, die sich im Buch finden, alle linksbündig angezeigt werden. Aus anderen E-Books kenne ich es eigentlich, dass die Bilder und Illustrationen zentriert werden. Das sieht meiner Meinung nach einfach etwas schöner aus, aber macht euch gerne selbst ein Bild:

Das so umzusetzen ist auch nicht sonderlich schwierig, es braucht nur ein bisschen CSS und eine Image-Klasse. Ich habe mich mal bei einem anderen Buch inspirieren lassen und einfach das folgende CSS in den Overlord bei der Novel.css eingefügt:

CSS-Code
body.nomargin {
margin: 0em;
padding: 0em;
}

body.center {
text-align: center;
}

Der Code sorgt zum einen dafür, dass das Bild (bzw. der Text des Dokumentes) keine Ränder hat (normargin) und dann im Zentrum auszurichten (body.center). Als Letztes wären dann noch die neuen Klassen bei den betreffenden Bild-Seiten einzuarbeiten (Hier am Beispiel des Covers):

HTML-Seite aus dem E-Book mit Fix
<?xml version="1.0" encoding="UTF-8" standalone="no"?>
<!DOCTYPE html>
<html lang="de-DE" xml:lang="de-DE" xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml" xmlns:epub="http://www.idpf.org/2007/ops">
<head>
<title>overlord-light-novel-01-01-inhalt</title>
<link href="css/idGeneratedStyles.css" rel="stylesheet" type="text/css" />
<link href="css/novel.css" rel="stylesheet" type="text/css" />
</head>
<body class="nomargin center" id="overlord-light-novel-01-01-inhalt" lang="de-DE" xml:lang="de-DE">
<div class="imageContainer">
<img class="portrait" src="image/cover.jpg" alt="Cover" aria-label="Cover" />
</div>
</body>
</html>

Man könnte das ganze aber auch durch weitere Klassen beim Image-Tag erreichen. Es ist ziemlich einfach hinzubekommen, daher würde ich mich freuen, wenn das vielleicht Einzug in die nächsten E-Books finden würde. Abgesehen von diesem Sachen ist das E-Book allerdings gut bearbeitet und kommt als Bonus mit einem weichen Kopierschutz in Form eines Wasserzeichens her, was ich sehr gerne sehe. Vielleicht ist hier aber das gedruckte sowieso eher die Version der Wahl. Die farbigen Illustrationen, die sich durch das Buch ziehen kommen darin sicher besser zur Geltung als auf einem schwarz/weiß E-Reader. Kommen wir doch aber mal wieder zurück zum Buch und dessen Inhalt.

Meine Meinung zu Overlord Band 01: Der untote König

Diese Review über den Inhalt zu schreiben fällt mir ehrlich gesagt nicht ganz einfach. Es ist ein Buch, dass mich etwas gemischt zurücklässt. Ich habe zu dieser Serie nie den Anime gesehen und mein Interesse für die Serie war jetzt nie das Größte, sonst hätte ich schon längst den englischen Release hier stehen. Aber im Rahmen des deutschen Releases dachte ich, gebe der Serie mal eine Chance.

Das Buch hat es mir anfangs wirklich nicht leicht gemacht. Die erste Hälfte des Buches hat sich für mich wirklich gezogen wie ein Kaugummi. Der Autor verliert sich in der ersten Hälfte für meinen Geschmack etwas sehr in der Exposition an den Leser und erklärt viele, viele Dinge, führt Charaktere ein usw. All das war für mich jetzt nicht sonderlich spannend.

Was interessiert mich zu Beginn des Buches, dass es im Spiel Yggdrasil, das sowieso gleich abgeschaltet würde, über 2000 mögliche Klassen gibt und über 700 Rassen gibt? Warum muss ich später genau erfahren welche ganzen Skills Momonga alias Ainz Ooal Gown genau hat? Es zieht die erste Hälfte des Buches einfach sehr stark in die Länge und bisher habe ich ehrlich gesagt auch keine Ahnung, warum es jetzt wichtig war mir all das zu erzählen, spielte es doch keine wirkliche Rolle zumindest in diesem Band. Vor allem, da der Autor in der zweiten Hälfte beweist, dass es er besser kann.

Wobei man hier natürlich argumentieren kann, dass es sinnvoll ist die Exposition der Fähigkeiten Momongas‘ vorne anzustellen. Es kommt dann nicht zu solchen Momenten, in denen man sich als Leser denkt, der Autor zieht sich hier einfach Dinge aus dem Hut, weil sie gerade passten. Als Beispiel könnte man hier anführen, dass der Autor hineinschmeißt, dass Ainz natürlich eine Feuer-Resistenz und ihm der mächtige Feuerangriff daher nichts ausmacht. Ich finde aber generell solche Exposition-Dumps zu Anfang eines Buches einfach unsäglich. Die können ein Buch sehr trocken machen.

Ansonsten konzentriert sich der erste Teil des Buches vor allem damit uns die Charaktere vorzustellen und einen genaueren Blick auf Nazarick zu bekommen. Die Vorstellungen sind aber ziemlich viel, was da auf einen einprasselt und die ganzen (an sich sehr guten) Beschreibungen sind ein bisschen ein zweischneidiges Schwert.

Sie helfen einerseits das Buch etwas zu beleben, weil man sich Dinge leichter vorstellen kann, können aber auch alles etwas trocken machen. Es passierte einfach sehr wenig. Vielleicht lasse ich mich aber beim Lesen einfach zu leicht ablenken und kann diese langsame Form der Exposition nicht genießen?

Ansonsten haben mich die ganzen Skelett-Witze à la: „Er richtete seine Augen auf sie, auch wenn er eigentlich keine Augen mehr hat“ nach einer Zeit ziemlich genervt. Ich hab nach über 100 Seiten verstanden, dass der Protagonist ein Skelett ist. Die Witze wurden dadurch nicht besser. Vielleicht waren es aber auch keine Witze.

Das einzige, was den Teil für mich etwas erträglicher machte war Momonga selbst, er hat auch ein bisschen etwas damit zu tun, dass die erste Hälfte des Buches eher schleppend ist. Aber der Charakterzug, der dazu führte, ist auch eine der guten Seiten des Buches. Lasst mich erklären, was ich meine, das klang jetzt sicher verwirrend. Momonga war in seinem vorherigen Leben, das was ich als japanische Bürodrohne bezeichnen würde. Das wichtige hierbei ist aber, dass wir es diesmal mit einem erwachsenen Protagonisten zu tun haben. Was sich auch durch das gesamte Buch zieht und sehr deutlich wird.

Das Buch zieht sich anfangs sehr, weil Momonga sehr kalkuliert und vorsichtig an alles herangeht, was seine neue Wirklichkeit angeht. Er kann ja nicht davon ausgehen, dass alles ist wie im Spiel, da er anfangs bereits ein paar Änderungen gegenüber ebendiesem festgestellt hatte. Zum Beispiel, dass er auf einmal riechen und fühlen kann was im Spiel so nicht möglich war. Das ungewisse lässt ihn sehr vorsichtig werden, was auch verständlich ist. Würden seine Untergebenen ihm auch weiterhin treu ergeben sein oder ihn verraten? Was passiert, wenn auf einmal viele Feinde in Nazarik einmaschieren würden? Wie sieht die Welt draußen aus? Funktioniert die Magie noch wie zuvor und ist die Welt noch dieselbe, die er aus dem Videospiel kennt? All diese Fragen lassen ihn unsicher zurück, weil er die Antworten nicht kennt. Es passt aber zu einem Charakter mit einer gewissen Lebenserfahrung in der (Arbeits)Welt unbekanntes vorsichtig anzugehen.

Mir hat diese erwachsene Ader, die Momonga durch das Buch trägt auch sehr gut gefallen. Er behandelt die Leute um ihn rum stets mit Respekt und schätzt sie als Kameraden. Dies aber auch, weil er Angst vor einer Revolte hat. Auch Momongas „Aufgabe“ die Rolle des Herrschers spielen zu müssen zehrt ein bisschen an ihm.

Die zweite Hälfte hat das Buch für mich dann wieder etwas gerettet, nachdem ich fast schon darüber nachdachte es einfach wieder wegzulegen, weil es mich irgendwie nicht mitgenommen hat und ich mir schon überlegt hatte meine Zeit anders zu verbringen. Gut, dass ich doch weiter gemacht habe. Als wir uns dann endlich in die Äußere Welt aufmachten verbesserten sich viele Dinge, die mich zuvor störten.

Die Beschreibungen waren immer noch gut und detailliert, aber die Exposition war viel besser gelöst. Hier setzt man nicht auf einen Schwall von Erklärungen, sondern bastelt ein bisschen Hintergrund-Information in den Text ein, dass es weniger erschlagend wirkt. Dazu kommt noch, dass endlich mal ein wenig Action und Konflikt dazukommt und die Story ein bisschen in Gang kommt. Auch Ainz ist als Charakter mit guter Auffassungsgabe ein gutes Werkzeug zur Exposition geworden. Warum nicht gleich so? Hätte man die Exposition zu Anfang nicht mit ein paar coolen Geschichten aus den glorreichen Zeiten von Ainz Ooal Gown (also der Gilde) aufpeppen können, um die grundlegenden Sachen zu erklären? Dann hätte man immer noch zum Ende des Spiels springen können.

Die zweite Hälfte ist definitiv die bessere Buchhälfte, auch wenn Ainz vielleicht ein bisschen zu overpowered ist für diese Welt. Die Geschichte rund um das Dorf Claire hat mich aber doch begeistern können. Ich habe für dieses Buch so eine Ahnung, dass man sich eher auf die Welt und die Charaktere baut als auf die Action. Auch, wenn es erstaunlich ist zu sehen was Ainz alles kann, dürfte das schnell alt werden. Bleibt also zu hoffen, dass der Autor es schafft die Welt und die Charaktere zu erkunden, ohne dass es langweilig wird. Ich hoffe auf das Beste.

Zum Schluss muss ich noch ein bisschen was zur Übersetzung und den Illustrationen loswerden. Die Deutsche Übersetzung durch Franziska Kammer las sich insgesamt sehr ordentlich. Sie und das Team um sie herum in der Redaktion haben eine gute Arbeit geleistet. Die Sätze waren sauber formuliert, auch wenn sie manchmal arg verschachtelt waren, was dem Verständnis etwas schaden kann. Es waren einfach viele Gedankenstriche enthalten. Rechtschreibfehler sind mir keine aufgefallen, was ich immer gerne sehe. Gute Arbeit Tokyopop.

Eine etwas seltsame Eigenheit hat das Buch irgendwie doch. Die Namen von Items und Zuständen und Effekten sind so gut wie immer Englisch. So gibt es die Skills „Sense Enemy“, „Divine Grace“, „Grasp Heart“ und viele Andere, manchmal wäre es einfach gewesen eine deutsche Übersetzung zu nutzen. Beim Status „Fatigue“ (der Begriff existiert im medizinischen Kontext im Übrigen wirklich so auf Deutsch) hätte man einfach auch vom Status „Erschöpfung“ oder „erschöpft“ schreiben können. Aber meine Kollegen wissen, dass ich sehr generell ein Problem mit Anglizismen habe. Ich verstehe die englische Verwendung bei Skills noch irgendwo. Ein Eindeutschen ist da nicht immer möglich oder das Englische klingt einfach schöner. Dieses Beispiel finde ich aber besonders spannend:

„Der einzige Weg, sie zu bekommen, war, sich am Weihnachtsabend zwischen neunzehn und zwanzig Uhr für mindestens zwei Stunden In-Game aufzuhalten. Anders ausgedrückt: Wenn man zu dieser Zeit im Spiel war (was bedeutete, dass man an einem der romantischsten Abende im Jahr alleine war), dann bekam man die Maske aufgezwungen – schon fast wie ein verfluchtes Item. Der Name der Maske lautete Mask of the Jealous oder auch die Maske der Eifersucht.“

Overlord Band 01, deutsche Fassung: Tokyopop GmbH, 1. Auflage (E-Book)

Ist es an dieser Stelle nötig den englischen und deutschen Namen zu verwenden? Es ist zwar bei der englischen Fassung auch so gelöst worden, aber warum muss man in der deutschen Fassung das Gleiche machen? es klingt etwas doppelt gemoppelt. Bei manchem Item-Namen dachte ich mir schon, dass man diese hätte leicht übersetzen können. Aber vielleicht gab es da eine Vorgabe aus Japan von der ich nichts weiß, die es vorschrieb, dass die ganzen Sachen Englisch zu sein haben?

Ich will dann noch kurz den Illustrationen widmen, bevor ich zum Fazit komme. Die von so-bin beigesteuerten Illustrationen haben einen sehr feinen Stil und sehen wirklich schön und vor allem anders aus, als man sie von anderen Light Novels kennt. Das Ganze hat irgendwie mehr was von einem Gemälde als von einer Illustration für eine Light Novel. Auch wird die Prosa nicht von den Bildern unterbrochen, sondern die Illustrationen kommen nur zum Beginn eines jeden Kapitels vor, daher haben wir nur fünf im ganzen Buch, wenn man die Charakter-Infoblätter am Ende des Buches ausnimmt.

Fazit

Kommen wir zum Fazit. Der Overlord hat es mir sehr schwer gemacht, wie ihr vielleicht an meinem etwas rantigen Review gemerkt haben könntent. Das Buch startet so ein bisschen wie eine Schlaftablette ist zäh und bewirft den Leser nur so mit Exposition zum Videospiel, in dem wir uns befinden, auch wenn das meiste davon eigentlich für diesen Band unnötig ist. Manche Dinge hätte man einfach erklären können, wenn es passt oder etwas vorkommt (etwas das der Autor auch später macht). Der Anfang wirkt auch die vielen Vorstellungen der Charaktere und durch Momongas (verständlicherweise) vorsichtige Art etwas zäh.

Was der Autor sehr gut macht ist, dass er Charaktere und Landschaften sehr lebhaft beschreibt, auch wenn das den ersten Teil etwas in die Länge zieht. Die Beschreibungen habe ich dann doch später zu mögen gerlernt, wenn es dann mal zur Sache geht.

Momonga als Charakter hat mir jedoch gut gefallen, man sieht ihm wirklich an, dass er ein Erwachsener ist, was mir gut gefallen. Ein wirklich reifer Charakter ist nicht oft in Light Novels zu finden. Die Welt bringt auch ihr eigenes Potenzial in die Geschichte und ich bin gespannt, wie sich das entwickeln könnte. Auch, wenn ich irgendwie unsicher bin, ob ich die Serie wirklich weiterlesen will. Dafür habe ich irgendwie zu oft daran gedacht es wegzulegen, trotz des guten zweiten Teils. Ganz warm wurde ich mit dem Buch nicht. Es löst in mir nicht mal Begeisterung aus darüber zu schreiben. Und die habe ich sonst immer. Viellelicht ist das Buch nicht mein Fall? Ich kann ich euch in diesem Fall nicht einmal eine klare Empfehlung geben. Jeder muss für sich selbst entscheiden, ob man das Buch lesen will oder nicht. Ich empfehle das Lesen weiterer Reviews, um sich eine Meinung zu bilden.

Das Softcover erscheint mit 14,99 € im Vergleich zu den anderen beiden Novels, die je 10,99 € kosten etwas zu teuer. Vor allem, wenn man daran denkt, dass der Shield Hero nicht viel weniger Seiten hat. Das E-Book ist mit 11,99 € im Vergleich zur englischen Fassung natürlich viel teurer, aber es ist einfach eine Realität des deutschen Marktes.


2 Gedanken zu „Review: Overlord – Band 01“

  1. Eine gute Review. Danke für den Eindruck. Ich selbst habe weder den Anime geschaut noch das Buch (bisher) gelesen.
    Zum Thema „Englische Begriffe“ muss ich einfach meinen ganz persönlichen Senf dazugeben: Es stört mich immer wieder, dass Begriffe, die so im japanischen Original auf Englisch existieren bzw. verwendet werden, in der deutschen Übersetzung/Lokalisierung zwangsweise eingedeutscht werden. Das gilt für Bücher wie auch für Videospiele. Meiner Meinung nach sollte die Sprache für die Begriffe genutzt werden, die der Autor in seinem Werk verwendet hat. Er wird sich dabei etwas gedacht haben. Aber dazu gibt es sicherlich viele unterschiedliche Meinungen.

  2. Hallo Iryna,
    Danke für den Kommentar. Bei MMOs und Videospielen ist es ja durchaus schon mal üblich, dass Dinge einfach auf Englisch belassen werden, ich bin ehrlich gesagt nicht immer ganz ein Fan davon. Man kann hier sicher lange Debatten darüber führen, was für einen selbst die Wahrheit ist. Spannend wäre eine solche Diskussion ganz sicher.

    Ich selbst würde das ganze etwas abgrenzen und differenzieren je nachdem was wir haben. Die Namen von Skills lassen sich manchmal nur schwer sinnig eindeutschen. Da gehe ich dann durchaus noch mit. Wobei es auch Spieleserien gibt, die sich diese Mühe tatsächlich machen und alles eindeutschen in den Übersetzungen. Die Pokemon-Spiele, ich glaube auch die Tales-of-Reihe und Monster Hunter sind Dinge wo das konsequent gemacht wird. Videospiele haben aber den Vorteil, dass man die Sprache einfach umstellen könnte, wie es einem passt. Bei Büchern geht das nicht. Daher muss in der Redaktion eine Entscheidung gefällt, was einzudeutschen ist und was nicht. Diese Richtlinien wird es sicher gegeben haben.

    Für mich persönlich gehen die englischen Skillnamen noch in Ordnung. In MMOs kommt es ja durchaus mal vor, dass die Skills englische Namen haben. Auch bei den Statuseffekten hat es sich in der Gaming-Kultur auch etabliert für bestimmte Sachen englische Begriffe zu verwenden. Man denke an den „Stun“, was man auf deutsch als „Betäubung“ ausdrücken würde.

    Bei Itemnamen und Zuständen denke ich aber dennoch, dass ein eindeutschen sicher nicht geschadet hätte, meist sind diese Dinge ja relativ einfach zu umschreiben, wie eben auch mit der Maske der Eifersucht aus dem Zitat. Mich hat eigentlich vor allem die englische Bezeichnung für den Zustand „fatigue“ gestört. Es wirkt einfach etwas Fehl am Platze.

    Vielleicht bin ich aber auch zu streng was das angeht. In der Redaktion bin ja auch meistens ich der sich bei den Kollegen beschwert, dass in den Reviews zu viele angliszismen enthalten sind.

    Ob man das mag oder nicht muss jeder für sich selbst entscheiden.

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