Ein bisschen was zum offenen Brief der Übersetzenden zur Honorarsituation an die Verlage

Die freischaffenden Übersetzer wenden sich in einem offenen Brief an Verlage und Fans um für bessere Honorare einzustehen. Ich will euch dazu ein bisschen was

ein kleiner cartoon für den offenen Brief. Es zeigt eine Figur die am weinen ist und gleichzeitig wütend ist. Auf der Person liegen verschiedene Bücher mit Titeln wie "Demon Payer", Spar x Family, Frieren: Kein € für Heizung
Das Bild zum offenen Brief. Es zeigt auf eine humoristische Art das Problem.

In einem offenen Brief (Kurzfassung und Langtext) wenden sich verschiedenste Übersetzer von Manga und Light Novel an die Verlage um sich für bessere und faire Bezahlung einzutreten. Ihr könnt Sie dabei in einer Petition unterstützen, wenn ihr möchtet. Ich habe das schon getan.

Die Freischaffenden wenden sich damit nicht nur an die Verlage, sondern auch an uns die Fans. Der offene Brief hat zum Ziel die Bedingungen für die Übersetzenden auf Lange Sicht zu verbessern.

Die Kernforderungen für euch in Kürze (im Zitat aus dem Langtext):

  • Eine Erhöhung der Grundhonorare und die Abrechnung nach Normseiten gemäß dem Vertrag zwischen VdÜ und Börsenverein.
  • Einen regelmäßigen Inflationsausgleich.
  • Eine Staffelung der Honorare bei langjähriger Zusammenarbeit.
  • Die Möglichkeit zur Nachverhandlung bei unverhältnismäßigem Mehraufwand (z. B. Recherche für Manga mit historischem Setting) bzw. Aussicht auf Recherchepauschalen und Eilzuschläge.
  • Faire Tantiemenregelungen ohne Verrechnung mit dem Basishonorar: Wir verlangen eine Beteiligung ab dem ersten verkauften Exemplar (in Anlehnung an die Gemeinsame Vergütungsregel des VdÜ; vgl. BGH-Urteile von 2009 und 2011).
  • Keine unbezahlte Arbeit: Auch die Beschaffung und die Vorbearbeitung des Arbeitsmaterials (Einscannen u. Nummerieren der Seiten), die Glossarführung sowie das Prüfen von Korrekturfahnen müssen angemessen vergütet werden.

Die Freischaffenden stellen dabei fest, dass der Markt für Manga boomt, das bei ihnen aber nicht wirklich hängen bleibt. Lest gerne das ganze Schreiben es ist lesenswert.

Mich persönlich macht diese Stelle wirklich nachdenklich:

Um zu überleben, müssen wir immer mehr Manga und Light Novels in immer kürzerer Zeit ins Deutsche übertragen. Im Mittel wären etwa fünf Manga-Bände pro Monat zu bearbeiten, um ein existenzsicherndes Einkommen zu erwirtschaften, bei vielen Verlagen wären es sieben oder mehr. Die Übersetzung eines Manga mit durchschnittlicher Textmenge nimmt jedoch bereits etwa eine Arbeitswoche in Anspruch.

Diese Entwicklung wirkt sich negativ auf unsere körperliche und vor allem mentale Gesundheit aus, gefährdet unsere Existenz und hindert uns daran, die Zeit und die Hingabe aufzubringen, die die Texte verdienen. Der übliche kalkulatorische Stundensatz für freiberuflich Übersetzende liegt bei 70 bis 120 Euro. Nach unserer internen Umfrage erzielen Manga-Übersetzende ein Stundenhonorar von durchschnittlich 28,32 Euro. Im Bereich Light Novels ist die Lage mit 29,09 Euro ähnlich gravierend. Davon müssen wir neben dem Lebensunterhalt auch Verband deutschsprachiger Übersetzer/innen literarischer und wissenschaftlicher Werke e.V. | VdÜ alle Kosten tragen, die für Freiberufliche anfallen, wie Steuern,  Versicherungen, Betriebskosten und Vorsorge. Die aktuellen Honorarsätze sind wirtschaftlich nicht tragbar und reichen nicht zum Leben. Darüber hinaus sind die vertraglichen Hürden zur Gewinnbeteiligung so hoch, dass sie kaum zu überwinden sind. Somit stellen auch potenzielle Tantiemen keinen Ausgleich für die niedrigen Honorare dar.

– Zitat aus der Langfassung des Offenen Briefes

Ich hatte ja schon die Gelegenheit mich mit ein paar Übersetzer:innen unterhalten zu dürfen. Ich habe in den Gesprächen gespürt, dass diese Menschen genau wie die Fans auch ihr Medium lieben und für die Übersetzung brennen. Die machen gerne was sie tun sind auch überraschend offen was die Tätigkeit angeht. Ich habe einiges tolles in den Gesprächen lernen können. Auf die Bezahlung angesprochen reagiert man … eher verhalten will ich es nennen. Das macht mir zumindest klar warum.

Sollten die internen Zahlen des VdÜ korrekt sein, dann müssen Übersetzer:innen ja wirkliche Meister im Budgeting sein oder auf wirklich kleinem Fuß leben.

Ich will ich euch einen kleinen Vergleich anbieten, da mein Gehalt beim Land sowieso öffentlich einsehbar ist.

Ich habe in diesem Jahr mein Studium abgeschlossen und darf mit A10 in die Laufbahn des gehobenen Dienstes bei der Finanzverwaltung einsteigen. Gehalt: 3445 € Brutto. Bei 41/h in der Woche macht das (bei 4 Wochen und 164 Stunden) gleich 21 € Brutto in der Stunde. Netto habe ich dann Abzug von Steuern und meiner Krankenversicherung dann gut 2600 € raus, also 15,85 € netto die Stunde. Aber dann ist auch alles für mich erledigt und ich habe durch meinen Arbeitgeber ein sicheres Einkommen und bin fürs Alter abgesichert.

Der übliche Stundensatz für freischaffende Übersetzer von 70 € bis 120 €, erscheint mir das zu sein, was die Menschen die für uns diese ganzen tollen Werke ins Deutsche bringen bekommen sollten. Nach meinem Beispiel mag das für euch vielleicht viel klingen. Aber lieber Leser bedenke bitte dass die Übersetzer in der Regel (also fast ausnahmslos) als Freiberufler auf Auftragsbasis tätig werden. im Übrigen: Ein selbstständiger Handwerker wird auch sehr ähnliche Raten für seine Dienste in Rechnung stellen.

Aus den 70 bis 120 € müssen die Freischaffenden alles finanzieren. Eine (sehr teure) private Krankenversicherung, die Steuern will das Finanzamt auch und dann soll man sich noch fürs Alter absichern und noch von etwas Leben. Da ist das Geld dann schnell wieder weg. Wie man also von weniger als der Hälfte davon über die Runden kommen soll… ufff. Da leidet dann wohl vor allem die Altersvorsorge. Und dann kommen ja noch die weiteren Belastungen des Selbstständigen darsein dazu…

Es muss also etwas passieren. Euch ist meine Meinung zu Übersetzern ja sicher wohl bekannt. Mir sind die Menschen, die es mir ermöglichen all diese tollen Werke in einer Sprache zu lesen, die ich verstehe, sehr wichtig.

Deshalb habe ich es mir auf dem Blog zur Aufgabe gemacht auch mehr Licht auf die Übersetzer der Werke scheinen zu lassen. Deshalb findet ihr auch immer eine kleine Tabelle am Beginn jeder Review und wo möglich verlinke ich euch auch Social Media und Websites der Personen.

Wenn man sich Ansieht, was diese Menschen für uns als Fans leisten kommt die Achtung vor dieser Leistung meiner Meinung nach zu kurz. Und dann sieht man sich noch der Möglichkeit entgegen von KI ersetzt zu werden (was ja auch soooooo gut funktioniert, wie man an Nokotan gesehen hat…).

Dabei könnte die Lösung doch so einfach sein. Ordentliche Honorare für die Übersetzer und mehr Zeit. Dann haben wir als Übersetzer und Fans alle was davon. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Verlage sich im öffentlichen Druck bewegen. In meinen Augen erscheinen die Forderungen zumindest sinnvoll und erstrebenswert für die Industrie. Ich hoffe ihr seht das auch so und unterstützt die gute Sache.


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