Review: Ich habe 300 Jahre lang Schleim getötet und aus Versehen das höchste Level erreicht Band 1

An Überarbeitung zu sterben ist sicher kein schöner Tod, da hat Azusa sich 300 Jahre Urlaub in einer Fantasy Welt redlich verdient. Erfahrt in dieser Review mehr über ihr neues Leben!

Das Cover zum ersten Band zur Light Novel von Ich habe 300 Jahre Schleim getötet
Das Cover zum ersten Band zur Light Novel von Ich habe 300 Jahre Schleim getötet

Die Büroangestellte Azusa Aizawa arbeitet sich schon im Alter von 27 Jahren im wahrsten Sinne des Wortes zu Tode. Doch dann erhält sie eine zweite Chance: Sie wird als unsterbliche siebzehnjährige Hexe in einer fremden Welt wiedergeboren. Dort will sie es langsam angehen und vor allem keinen Stress mehr haben. Nur ab und an stellt sie sich im Kampf den schwächsten aller möglichen Gegner: den Schleimen. Nach 300 Jahren hat sie dann aber so viele Schleime getötet, dass ihre Erfahrung ins Unermessliche gewachsen ist. Nun ist sie eine der mächtigsten Hexen ihrer Welt. Und das bringt plötzlich neuen Stress mit sich …

– Beschreibung von Altraverse

Einige Kuriositäten:

Hierbei handelt es sich um den ersten großen Durchbruch des Autors Kisetsu Morita, der bereits über zwei Dutzend Reihen geschrieben hat, die zum Teil auch auf Englisch erschienen sind. Dabei handelt es sich um „A Mysterious Job Called Oda Nobunaga“ und „You Call That Service?” Letztere ist eine Light Novel, die ich sogar bereits gelesen habe. Dementsprechend bin ich mit einigen Vorurteilen an 300 Jahre Schleim rangegangen, denn wenn ihr meine Reviews zu You Call That Service im Podcast gehört habt (hier könnt ihr die Reviews zu Band 1 und Band 2 hören) … dann wisst ihr, dass ich davon nicht der größte Fan war. Eines meiner Probleme, das mich im Hinblick auf diese Novel besorgt hat, war dass diese Geschichte sich oft angefühlt hat wie eine Fanfiction (kein Hate gegenüber Fanfiction), mit einem sehr minimalistischen Schreibstil und einer Geschichte, die oft ein wenig ziellos vor sich hingedümpelt ist. Das hat sich in den 6 Jahren seit dieser Reihe zwar nicht sonderlich gebessert, aber auf eine seltsame Weise passt es zu dieser Light Novel.

Meine Meinung:

Seien wir mal ganz ehrlich, bei dieser Novel handelt es sich nicht um das höchste der Schreibkunst. Sie fühlt sich so an, als hätte der Autor sich eines Tages hingesetzt und einfach drauflosgeschrieben. Erstaunlicherweise passt das sogar ganz gut zum Erzählstil, denn Azusas Narration wirkt oft wie ein einziger Schwall an Gedanken, mit so Einschüben, wie “Achja” oder “Stimmt”, welche eigentlich ja nur im Sprachgebrauch wirklich üblich sind. Diese Novel will definitiv, dass man einfach sein Gehirn abschaltet und sich von der vor sich hinplätschernden Story berieseln lässt, was sicher eine ganz nette Abwechslung zu etwas härterer Kost wie “Meine Wiedergeburt als Schleim in einer anderen Welt” darstellt.

Dafür muss man als Leser allerdings auch einige Kompromisse schließen, so bleibt das Worldbuilding etwa auf einem sehr rudimentären Level. Ich habe das Gefühl der Autor hat sich nicht wirklich Gedanken gemacht was diese Fantasy-Welt angeht. Das ist an sich kein Problem, da die Novel wohl nicht wirklich vorhat das beschauliche Dörfchen Flatta dauerhaft zu verlassen, allerdings ist die Planlosigkeit schon sehr offensichtlich, wenn Azusa mitten in einer Konversation einwirft: “Übrigens gab es auch in dieser Welt Sonne und Mond und man lebte nach dem Sonnenkalender.” (S.26)

Was die Charaktere angeht bewegen wir uns in für Isekai üblichen Standards. Hauptfigur Azusa hebt sich tatsächlich etwas von anderen Protagonist*innen des Genres dadurch ab, dass ihr voriges Leben eine Rolle dafür spielt, wie sie in ihrem neuen Leben handelt, etwas das ich so bisher nur von “Mushoku Tensei” so wirklich kenne. Azusa, die in ihrem vorigen Leben im wahrsten Sinne an Überarbeitung gestorben ist, setzt in ihrem neuen Leben nun auf viel Ruhe. Das zeigt sich eigentlich in fast allen Beziehungen zu ihren neugewonnen Familienmitgliedern (das Buch bedient definitiv den Found Family Trope). Azusa bittet sie immer wieder sich nicht zu überanstrengen, ausreichend Pausen zu machen und gut zu essen. Das mag zwar das meiste sein, was wir von Azusas Charakter zu sehen bekommen, aber immerhin mehr als den meisten Isekai-Protagonisten als Persönlichkeit zu Gute kommt.

Und das führt auch dazu, dass diese Story schlussendlich so wenig Action hat, wie nur möglich. Azusa ist eher wenig konfrontativ und haut eigentlich nur auf den Putz, wenn jemand versucht ihrer Familie zu schaden. Anstatt dass sie mit ihren Level 99 Fähigkeiten sämtliche Gegnerinnen (es gibt nur einen Mann in der Novel, und dieser hat nicht einmal einen Namen) in die Luft jagt, sorgt sie eher aus Versehen dafür, dass diese verletzt werden und diese dann mit ihrer Heilkunde wieder zusammenflicken muss. Ganz nach dem Motto „Kill them with kindness.“ Und das ist dann doch irgendwie ganz erfrischend, denn mit so einer Prämisse erwartet man eigentlich die Geschichte einer Heldin, die in irgendwelche Abenteuer gezogen wird, auf die sie eigentlich keinen Bock hat. Stattdessen inspiriert sie die Leute um sie herum einfach mal zu chillen.

Und dann gibt es noch die Brüste. Seufz. Denn während 300 Jahre Schleim sich eindeutig dadurch abhebt, dass hier eine weibliche Protagonistin an vorderster Front steht, leidet diese Novel eindeutig unter ihrem männlichen Autor (was auch bereits bei „You Call That Service“ ein Problem war.) Während hier und da munter die Oberweiten diverser Charaktere auf sehr plumpe Weise beschrieben werden, werden anderenorts Witze über Lesben gemacht, die dem Schema „Charakter A steht auf B, welche davon minimal angewidert ist“ entsprechen. Ich hoffe das war nicht das, was Novel Updates mit „Shoujo-Ai Subplot“ meinte.

Fazit:

Diese Reihe erfindet das Rad nicht neu, es wird nur in einem gemächlichem Tempo gedreht. Am besten schaltet ihr euer Gehirn beim Lesen komplett aus (ähnliches empfiehlt auch der Autor im Nachwort), so könnt ihr dieses Buch am besten genießen (und die zahlreichen Schreib- und Tippfehler der deutschen Ausgabe fallen euch dann auch noch kaum auf.)

Oder wie dakunier es passend zusammenfasste: Es ist eine Zeitverschwendung, die man sich einfach mal gönnt.

Den ersten Band findet ihr bei Altraverse im Shop zum Preis von 12€ als Taschenbuch. In der Erstauflage gibt es als Extra ein Lesezeichen, sowie eine witzige Banderole mit Rimuru aus „Meine Wiedergeburt als Schleim in einer anderen Welt“. Ein E-Book ist bisher nicht erhältlich.


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