Review: Adachi and Shimamura Band 1

Adachi und Shimamuras Freundschaft ist eher zufällig entstanden und obwohl die beiden nicht viel gemeinsam haben, verbringen sie gerne Zeit miteinander. In Adachis Fall sogar so gerne, dass sie Träume hat, wie sie Shimamura küsst … und das stellt ihr ganzes Leben auf den Kopf!

Japanischer Titel: 安達としまむら
Adachi to Shimamura
Englischer Titel: Adachi and Shimamura
Autor: Hitoma Iruma
Illustrationen: Non
Übersetzung: Molly Lee

Adachi schwänzt gerade den Unterricht, als sie Shimamura, ebenfalls eine Schulschwänzerin, im Speicher der Turnhalle trifft, und sich eine Freundschaft zwischen den beiden entwickelt. Nur dass Adachi nun Träume hat, in denen sie Shimamura küsst, und während sie sich nicht sicher ist, was das zu bedeuten hat, ist sie sich ziemlich sicher, dass das nichts ist, was man mit Freunden macht. Was sind diese seltsamen Gefühle, die sie hat, wenn sie an Shimamura denkt? Und gibt es eine Möglichkeit, dass Shimamura ähnliche Gefühle hegt?

– freie Übersetzung der Beschreibung von Seven Seas

Ja, ich kenne auch diesen Autor bereits:

Hitoma Iruma ist für mich vor allem bekannt durch seine Reihe “Denpa Onna to Seishun Otoko” (aka. Groundcontrol to Psychoelectric Girl), beziehungsweise durch dessen Anime Adaption. Ähnlich wie bei Adachi and Shimamura handelt es sich dabei um pures Slice of Life, also die banalsten Alltäglichkeiten des Lebens, was so weit geht, dass der Protagnist auch schonmal ein Viertel eines Buches mit gebrochenem Arm im Krankenhaus verbringt. Dementsprechend wusste ich etwa, was mich hier bei dieser Reihe erwartet.

Girls Love technisch sieht es sonst bei ihm sonst auch ganz solide aus, immerhin hat Hitoma Iruma (wenn auch erst nach Adachi and Shimamura) die Spin-Off Light Novels zum Girls Love Manga “Bloom Into You” geschrieben.

Ganz nebenbei hoffe ich persönlich, dass Seven Seas irgendwann auch noch Denpa Onna to Seishun Otoko lizenziert, immerhin würde ich diese Reihe unglaublich gerne lesen.

Meine Meinung:

Dieses Buch war unglaublich gut geschrieben. Ich habe so eine Vermutung, dass das zum Teil auch der Übersetzerin zu verdanken ist (Shoutout an Molly Lee, die bereits bei Sexiled einen fantastischen Job geleistet hat), aber die Dialoge der Charaktere und die Wortwahl an vielen Stellen, ließ bei mir das Gefühl aufkommen, als wären Adachi und Shimamura zwei Mädchen, die ich aus der Schule hätte kennen können.

Diese Novel ist eine dieser Light Novels ohne wirkliche Handlung, bei denen der Fokus viel mehr auf den Charakteren liegt. Sowohl Adachi als auch Shimamura haben schön ausgearbeitete Persönlichkeiten und die Erzählperspektiven der beiden sind so geschrieben, dass es sich fast schon anfühlt, als wäre dieses Buch von zwei verschiedenen Autoren geschrieben. Leider gibt es sowohl bei der einen, als auch bei der anderen Hauptfigur das ein oder andere Problem.

Shimamura etwa ist sehr distanziert von dem was um sie herum passiert. Adachi hat das an einer Stelle treffend zusammengefasst: “Wenn man anklopft, öffnet Shimamura dir die Tür … aber ansonsten kommt sie nie nach draußen.” (Band 1, Kapitel 3, S.118). Das zeigt sich in Shimamuras Perspektive wundervoll dadurch, wie oft sie in Konversationen eine Antwort in Gedanken formuliert, stattdessen aber etwas anderes sagt oder einfach schweigt. Das bietet meiner Meinung nach tollen Raum für Charakterentwicklung, der hoffentlich auch in späteren Bänden genutzt wird. Durch ihre Distanz zu sämtlichem Geschehen um sie herum kann es aber auch sein, dass ihre Perspektive oft ein wenig langweilig wird.

Das Problem mit Adachi ist, dass ihre Persönlichkeit fast ausschließlich um ihren Schwarm Shimamura aufgebaut wurde. Zwar finde ich, dass der Autor es geschafft hat diesen Schwarm auf eine schmerzhafte Art und Weise realistisch zu schreiben, vor allem wenn es um gleichgeschlechtliche Liebe geht. Es geht dann vor allem um Fragen wie “Was hält diese Person von Homosexualität” bevor man sich überhaupt die Frage stellt, ob diese Person einen mögen könnte, und auch die Verleugnung der eigenen Sexualität, allerdings hoffe ich irgendwann noch andere Facetten von Adachi zu sehen. Immerhin sind Menschen mehr als ihre Sexualität. Nichtsdestotrotz muss man dieser Novel zu Gute sprechen, dass diese Probleme um einiges besser gehandhabt wurden, als in der durchschnittlichen GL oder BL Story.

Insgesamt sind Adachi und Shimamura furchtbar realistische Figuren, dass es mich schon fast überrascht hat. Warum sind einige der Nebencharaktere dann so merkwürdige Klischees? Adachi and Shimamura ist einer dieser Fälle, wo es mir so vorkommt, als hätte der Autor gemerkt, dass sein Buch sich schon fast wie ein gewöhnlicher Roman liest und deshalb ein paar Light Novel Klischees reinschmeißt, die überhaupt nicht zum Rest der Story passen.

Shimamura hat tatsächlich so etwas wie zwei beste Freundinnen, Hino und Nagafuji, die dann und wann einen Auftritt haben. Das Problem mit Hino und Nagafuji ist, dass diese beiden so exzentrische Persönlichkeiten haben, dass sie eigentlich nur aus einem japanischen Medium stammen können und man sie eigentlich nicht ernst nehmen kann. Hino ist der Typ Mensch, der zu allem was sie macht Soundeffekte mit ihrem Mund macht, während Nagafuji einfach ein Schussel mit großen Brüsten ist.

Und dann gäbe es da noch Yashiro. Bei Yashiro handelt es sich nämlich um einen Charakter aus Hitoma Irumas zuvor erwähnten Light Novel “Denpa Onna to Seishun Otoko”. Diese Reihe ist ähnlich hartes Slice of Life wie Adachi and Shimamura, allerdings mit ein paar Sci-Fi Elementen. Und ich glaube das sollte auch erklären, warum Yashiro in einem Astronautenanzug herumstapft.

Diese drei Figuren passen überhaupt nicht in das Buch und fühlen sich so an, als wären sie aus einer komplett anderen Reihe importiert worden, was in Yashiros Fall auch der Tatsache entspricht. Ich finde das super schade, denn während Adachi und Shimamura tolle Charaktere mit einer sehr realen Tiefe sind, sind die anderen drei Mädchen einfach da, weil der Autor irgendeinen minimalen Konflikt brauchte um die Geschichte voranzutreiben. Und anders als bei vielen Girls Love Manga, wo es oft mehrere Nebenpairings gibt, glaube ich nicht, dass der Fokus der Reihe jemals auf diese Freundinnen fallen wird. Immerhin heißt die Reihe auch Adachi and Shimamura (und nicht Hino and Nagafuji).

Eine weitere Kleinigkeit die mir aufgefallen ist, ist das die Beschreibungen der Charaktere an manchen Stellen den Illustrationen widersprechen. So soll Adachi wohl ein paar gebleichte Strähnen haben, obwohl ihre Haare in den Illustrationen komplett schwarz sind und Yashiro hat wohl blaues Haar, obwohl dieses in den Illustrationen weiß ist.

Außerdem ist es ziemlich irritierend, dass die offizielle Beschreibung Adachi als Protagonistin darstellt, denn gute zwei Drittel des Buches werden aus Shimamuras Perspektive erzählt. Es ist fast so, als hätte der Verlag gewusst, dass eine Beschreibung aus Shimamuras Perspektive nicht sonderlich ergiebig wäre.

Fazit:

Der erste Band Adachi and Shimamura ist ein fantastisches, wenngleich minimal frustrierendes Buch. Es ist schön mehr und mehr Girls Love Light Novels im englischen Markt zu sehen und dazu noch welche die eher unproblematisch sind. Wenn ihr euch allerdings auf dieses Buch einlassen wollt, solltet ihr wissen, dass euch furchtbarer Slowburn und die Beschreibung zahlreicher gewöhnlicher Alltagsaktivitäten erwartet. Das Buch ist mit seinen 264 Seiten vergleichsweise kurz (die meisten Seven Seas Novels in diesem Format haben im Schnitt 100 Seiten mehr), also vielleicht hilft euch das es zu verkraften. Adachi and Shimamura ist am besten, wenn es um die beiden Hauptfiguren geht und ich hoffe, dass die zukünftigen Bände es schaffen den Nebenfiguren ein wenig mehr Tiefe zu geben.

Adachi and Shimamura ist erhältlich beim Buchhändler eures Vertrauens zum Preis von 13,99$ pro Band als Taschenbuch, und 9,99$ als E-Book. Die Manga-Adaption erscheint 2021 bei Yen Press, und ein Anime läuft ab Oktober 2020 bei Wakanim.


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