Review: Her Majesty’s Swarm – Band 1

Ich habe heute wieder mal etwas Spezielleres für euch. Erfahrt in dieser Review zu „Her Majesty’s Swarm“, ob die Mischung des beliebten Isekai-Genres mit Echtzeitstrategie-Spielen funktioniert.

Das Cover des ersten Bandes der Light Novel Her Majesty's Swarm
Das Cover des ersten Bandes der Light Novel Her Majesty’s Swarm
Japanischer Titel: 女王陛下の異世界戦略
Englischer Titel: Her Majesty’s Swarm
Story: 616th Special Information Battalion
Illustrationen: Eiri Iwamoto
Übersetzung: ZackZeal
Editing: Taylor Fonzone

In dieser Review möchte ich euch mal ein Buch vorstellen, das durch seine Prämisse aus der Masse der generischen Fantasy-Isekai mit einer originellen Idee hervorsticht. Bei „Her Majesty’s Swarm“ handelt es sich wie so oft heutzutage um eine Light Novel des Isekai-Genres. Allerdings wird unsere Protagonistin nicht in eine Fantasy-Welt oder eine gewöhnliche Videospielwelt geschickt, sondern findet sich in ihrem Lieblings-Echtzeitstrategiespiel wieder.

Das war auch, was mein eigenes Interesse an diesem Buch geweckt hat. Ich selbst bin zwar jetzt kein Riesenfan von Echtzeitstrategie, aber mir ist dieses Buch bei der Recherche für einen Artikel irgendwie im Gedächtnis geblieben. Werfen wir also heute einen genaueren Blick dieses Buch.

Offizielle Beschreibung

Und natürlich fangen wir auch hier wie üblich erst mal mit dem an, was wir vom Publisher als Beschreibung an die Hand bekommen:

Unsere Protagonistin ist eine Universitäts-Studentin, die in ihrem Lieblings-Echtzeitstrategiespiel gerne die böse Fraktion der ‚Arachnea‘ spielt. Eines Tages findet sie sich aber in einer Welt wieder, die dem Spiel zum Verwechseln ähnlich erscheint; Noch dazu im Körper eines 14-jährigen Mädchens.

Obwohl die Dinge in der neuen Welt etwas anders sind als in der Welt des Videospiels, blieb ein Element erhalten: Sie ist auch in der neuen Welt die Anführerin der Arachnea. Die Spinnen, die unter ihrer Kontrolle stehen und als Schwarm bekannt sind, vergöttern sie und wollen von ihr zum Sieg geführt werden. Um zu überleben, vergrößert sie ihren Schwarm und formt friedliche Beziehungen mit den Elfen des angrenzenden Waldes.

Als dann aber ein Sklavenhändler durch die Wälder reist und eines ihrer Spinnen ermordet und zu allem Überfluss auch noch die Krieger eines angrenzenden Königreiches das Dorf der Elfen niederbrennen und dessen Bewohner massakrieren, bereitet sie alles für einen Gegenangriff vor und will Rache nehmen. Die Rache für die gefallenen Kameraden ist allerdings nur ein Vorwand um die Länder dieser Welt anzugreifen und zu erobern …

– freie Übersetzung der offiziellen Beschreibung von J-Novel Club

Ich mag J-Novel Clubs Beschreibungen sehr gerne, sie sparen mir eine Zusammenfassung von der Geschichte, weil sie so lang sind.

Allgemeine Informationen

Bevor ich euch aber noch mehr zur Novel erzähle noch ein paar allgemeine Sachen vorneweg. Ich habe euch für die Review mal wieder ein E-Book des Publishers J-Novel Club im Gepäck. Wie üblich bei Büchern dieses Publishers habe ich mir auch hier wieder die kopierschutzfreie Fassung des E-Books direkt bei J-Novel Club besorgt. Als Bonus erhält man von J-Novel Club in diesem Buch ein Bonus-Cover ohne Text.

Geschrieben wurde dieser Roman vom Autor „616th Special Information Battalion“. Ein etwas eigenartiger Name muss ich gestehen. Ich habe auch kurz überlegt, ob der Name einfach nur irgendeine Referenz ist, die ich einfach nicht verstanden habe, aber was solls. Wenn jemand eine Idee haben sollte, was es damit auf sich hat, lasst es mich gerne wissen.

Die Illustrationen in diesem Buch wurden von Eiri Iwamoto beigesteuert. Allerdings sind in diesem Buch kaum welche enthalten. Neben dem Cover bekommen wir noch eine kleine Karte der Umgebung im Buch serviert. Weitere Innen-Illustrationen gibt es hier nicht.

Die Übersetzung ins Englische stammt von ZackZeal, dieser zeichnet sich auch für die Übersetzungen für „Record of Wortenia War“ und „How NOT to Summon a Demon Lord“  verantwortlich. Als Editor für dieses Buch wurde Taylor Fonzone tätig.

Die Arachnea im Detail

Da wir im Buch sehr viel mit Ihnen zu tun haben werden, möchte ich an dieser Stelle gerne einen kurzen Blick auf die Arachnea werfen. Dieser Abschnitt enthält Spoiler zu den Einheiten der Arachnea (kurz auch als Schwarm betitelt), wollt ihr diese nicht lesen springt hier direkt zu meiner Meinung: – Link Meine Meinung –

Die Arachnea sind, wie der Name erahnen lässt, eine Rasse aus dem Spiel die am ehesten mit Spinnen vergleichbar ist und eine der böswilligen Fraktionen darin darstellt. Sie sind in einem totalitären (https://de.wikipedia.org/wiki/Totalitarismus) System organisiert und ökonomisch bauen sie auf einer Wirtschaft rund um ihren Swarm und ihrer Königin als Anführerin auf.

Militärisch ist die Fraktion auch ganz interessant, denn die Arachnea setzen, passend zu ihrem politischen System, nicht auf Diplomatie, sondern auf totale Vernichtung. Wenn man wollte, könnte man sie sogar als Faschisten bezeichnen, heißt es im Buch weiter. Der Swarm versteht sich als Kollektiv und sie sind alle über ein telepathisches Netz verbunden, ähnlich einem Haufen Ameisen vielleicht. Der Einzelne zählt im Schwarm nichts, es geht nur um das Kollektiv.

Sie reproduzieren und ernähren sich vom Fleisch der Feinde, die sie niederstrecken. Für diese Fraktion ist ein Krieg nicht nur Mittel zum Zweck, sondern dient auch gleich der Vergrößerung der Armee und dem Überleben. Ihr einziges Ziel: Der Sieg. Das um jeden Preis.

Schauen wir uns doch noch die Einheiten dieser Fraktion etwas genauer an. Alle Einheiten haben gemeinsam, dass sie ein spinnen-ähnliches Äußeres haben (8 Beine usw.), je nach Einheit kommen dann noch Fangzähne und scharfe Sensen hinzu.

Ripper Swarm

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Die „Ripper Swarm“ sind die am einfachsten Massen zu produzierende Einheit der Arachnea für den Kampf und auch sehr schnell in ihrer Fortbewegung. Sozusagen die Brot-und-Butter-Einheit.

Worker Swarm

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Die „Worker Swarm“ sind, wie der Name schon vermuten lässt, für all das zuständig, was das Bauen von Häusern und Strukturen angeht und können vielseitig eingesetzt werden. Sie können auch edle Stoffe herstellen und vernähen.

Digger Swarm

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Als Nächstes haben wir mit den „Digger Swarm“ unsere erste Spezial-Einheit. Sie sind teuer in der Herstellung, aber durch ihre Fähigkeit Tunnel im Boden zu graben vielseitig einsetzbar.

Parasite Swarm

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Die zweite Spezial-Einheit der Arachnea sind die „Parasite Swarm“. Wie der Name hier schon vermuten lässt sind dies kleine Parasiten, die Besitz von ihren Opfern ergreifen und sie zu willenlosen Zombies machen und dem Willen der Königin unterstellen.

Knight Swarm

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Als letzte Einheit lernen wir noch den „Knight Swarm“ kennen. Eine besondere einmalige Heldeneinheit. Sie ist sehr stark und besitzt das Potenzial sich weiterzuentwickeln, wenn sie genug Feinde getötet hat.

(Die Bilder sind übrigens aus dem Manga der Serie entnommen)

Eine durchaus schaurige und gleichzeitig sehr interessante Fraktion um eine Geschichte zu erzählen findet ihr nicht auch? Wenn sie an einer Schlacht beteiligt ist, dann ist eines sicher: Es wird Blut fließen…

Meine Meinung zu Her Majesty’s Swarm Band 01:

Jetzt will ich natürlich noch dazu kommen, wie ich zu dem Buch stehe. Insgesamt kann ich festhalten, ich hatte eine gute Zeit mit dem Buch. Die ungewöhnliche Prämisse hat mich in diesem Fall nicht enttäuscht und mir eine faszinierende, wenn auch grausame Geschichte geliefert, die mal ganz anders ist als das, was man aus dem Isekai-Genre gewohnt ist.

Wie erwartet geht das Buch seine Kämpfe viel strategischer an, als man es von anderen Genre-Vertretern gewohnt ist. Aber wenn man daran denkt, dass wir in der Welt eines Echtzeitstrategie-Spiels sind ergibt das wohl Sinn. Es ist mal erfrischend einen Isekai zu sehen, der wirklich strategisch ist. Die Schlachten, denen wir in diesem Buch beiwohnen dürfen, sind sicher nicht die spannendsten, die ich gelesen habe, wissen aber durch die strategische Tiefe zu bestechen.

So erleben wir immer wieder wie schnell die Arachnea eine Festung zu Fall bringen können, nur weil unsere Königin geschickte Taktiken verwendet, über die ich hier gar nicht so viele Worte verlieren möchte. Nur soviel: Wie der Schwarm auch scheinbar „uneinnehmbare“ Festungen zu Fall bringt und alle Soldaten und anderen Einwohner darin zu „Fleischbällchen“ verarbeitet ist erschreckend und faszinierend zugleich.

Auch an anderen Stellen beweist das Buch immer wieder taktische Tiefe, indem immer wieder Konzepte, Siegesstrategien und Herangehensweisen erklärt werden, die die Königin für den Sieg nutzt oder im Spiel genutzt hat. Sicher ist dieses Buch ein Fest für Fans der Echtzeitstrategie. Man dürfte wohl einige Sachen wiedererkennen, sollte man sich näher mit solchen Spielen befassen. In einer Diskussion, dass ich zu dem Buch hatte, kam nämlich der Punkt auf, dass der Schwarm schon gewisse Ähnlichkeiten mit den „Zerg“ aus Starcraft hat. Es könnte daher sein, dass man hier noch einige solche Anleihen finden kann. Leider habe ich zu dieser Art Spiele zu wenig Ahnung um genauer darauf eingehen zu können. Daher lasse ich mal diesen Gedanken alleine.

Eine weitere Besonderheit in diesem Buch ist der geschickte Einsatz verschiedener Erzählperspektiven. Das meiste bekommen wir aus Sicht der Königin des Schwarms in der ersten Person mit. Dies hat natürlich den Vorteil, dass wir die (strategischen) Gedankengänge der Königin leichter nachvollziehen können und auch einen Einblick in das kollektive Bewusstsein des Schwarms und die Gefühlswelt der Königin bekommen.

Über den Verlauf des Buches habe ich wirklich den Eindruck gewinnen können, dass unsere Protagonistin nicht mehr ganz menschlich ist, was ihre Vorstellungen und moralischen Werte angeht. Allerdings macht auch die Protagonistin eine ähnliche Beobachtung an sich selbst und fürchtet, dass ihre Menschlichkeit womöglich gänzlich auf der Strecke bleiben könnte.

Der Swarm scheint sie insoweit beeinflusst zu haben, dass sie die unglaublichsten Verbrechen an der Menschheit durch Arachnea einfach beiseite wischt. Schließlich haben sie es ja verdient, so der Gedankengang. Sie hat es sich zur Aufgabe erklärt den abstrakten Wunsch der Arachnea siegreich zu sein zu erfüllen und schreckt dabei nicht einmal vor einem grausamen Völkermord an allen, die sich ihr den Weg stellen zurück. Dennoch scheint es so, als hat sie ihre Menschlichkeit noch nicht komplett verloren und sie zwingt sich auch diese nicht zu vergessen, was zu einigen interessanten Monologen führt. An manchen Stellen zeigt sich eine gewisse Angst in der Protagonistin was mit ihr passieren könnte, wenn der Schwarm ihr nicht mehr gehorchen sollte.

Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt wie es mit ihr als Charakter in den folgenden Bänden weitergeht. Wird sie sich bald vollständig dem Schwarm hingeben oder ihre Menschlichkeit (oder was übrig ist davon) erhalten können?

Alles was sich nicht um den Schwarm und unsere Königin dreht, wird in der dritten Person erzählt. So sind alle Schlachten und alles was sich mit den anderen Fraktionen im Detail beschäftigt in der dritten Person geschrieben. Das hat einen sehr interessanten Effekt auf den Leser. Zum einen nimmt es uns als Leser ein bisschen mehr aus dem blutigen Geschehen auf dem Schlachtfeld heraus, da man nur „beobachtet“ was passiert und es abstrahiert das Geschehen auch ein wenig. Durch diese Perspektive „von außen“ schafft es der Autor die Arachnea in den Schlachten auch als die wirklich grotesken und bösartigen Monster darzustellen, die sie sind.

Um auch ein Verständnis der „Gegenseite“ (also der Gegenseite der Arachnea) zu erzeugen nutzt der Autor ebenfalls die Perspektive der dritten Person aus. Es wird ein bisschen Empathie im Leser erzeugt, in dem einigen der Personen, die später dem Schwarm zum Opfer fallen, eine kleine Geschichte mit auf den Weg gegeben wird. Wenn man weiß her „Hinter dem Helm“ steckt, wirkt der Genozid gleich ganz anders und durchaus bedrückend.

Eine weitere Sache, die mir noch beim Lesen aufgefallen ist, ist, dass immer wieder relativ ungewöhnliche Adjektive in den Beschreibungen des Buches gebraucht werden, was zu etwas Verwirrung beim Lesen führen kann. Die Wörter waren für mich aber meist aus dem Kontext erschließbar. Ansonsten las sich die englische Übersetzung durch ZackZeal jedoch nicht allzu schwer und sie war gut geschrieben.

Fazit

Als Fazit kann ich euch hier ziehen, dass einen als Leser hier ein Buch erwartet, das einen anderen Weg geht als viele seiner Genre-Vertreter. Die Mischung des beliebten Isekai-Genres mit Echtzeitstrategie hat für mich gut funktioniert. Das Gesamtpaket passte für mich bei diesem Buch einfach zusammen.

Die strategischen Schlachten wissen durch ihre Raffinesse zu bestechen und ich war fasziniert beim Lesen, wie die Arachnea es doch sehr einfach schaffen eine „undurchdringliche“ Festung dem Erdboden gleichzumachen und Verwüstung über ein ganzes Königreich zu bringen.

Seid aber gewarnt, dass euch in dem Buch durchaus sehr explizite Gewalt entgegenkommen wird. Abgetrennte Köpfe und Gliedmaßen gehören zu diesem Buch ebenfalls dazu.

Ich denke das Buch ist sicher etwas für Leser, die etwas außerhalb vom Isekai-Einheitsbrei suchen und vielleicht auch ein wenig Strategiespiele zu schätzen wissen. Dann kann man das Buch sicher noch mehr genießen als ich es schon tat.

Das Buch könnt ihr bei J-Novel Club oder einem anderen internationalen Händler von E-Books für einen Preis um die $7 erwerben. Eine Übersicht zu den Händlern findet ihr auf der Seite von J-Novel Club.


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