Was habe ich mich gefreut, als Tokyopop angekündigt hat wieder mehr in den Light Novel Markt einzusteigen. Die Auswahl von Konosuba, Overlord und The Rising of the Shield Hero ist zwar vielleicht etwas auf der sicheren Seite, aber durch die Beliebtheit der Titel sicher keine falsche Entscheidung um den Markt etwas zu vergrößern.
Der ein oder andere in der Community war allerdings skeptisch, dass gerade Tokyopop sich wieder an Light Novels versucht. Sie hatten ja bereits vor vielen Jahren ein Light Novel Line-up, dass sie dann langsam haben sterben lassen.
Diese Sorgen habe ich zwar vernommen, aber so wirklich wollte ich noch nicht daran glauben, dass Tokyopop die Veröffentlichung in den Sand setzen könnte. Bei Konosuba, so dachte ich, kann man nicht viel falsch machen. Es sind kurze sehr Comedy-lastige Bücher und der Manga wird bei Tokyopop gut gelaufen sein. Shield Hero und Overlord waren aber noch eher Fragezeichen für mich. Ich wollte aber daran glauben, dass Tokyopop seinem Ruf nicht gerecht wird und mal etwas Ordentliches für den Light Novel Markt abliefert.
Insgesamt sind die Bücher, die uns Tokyopop gebracht hat von dem wie sie geschrieben und übersetzt wurden wohl auch gut gemacht. Zumindest beim Lesen vom Overlord habe ich keine großen Schnitzer beim Lesefluss bemerkt. Es las sich wie eine ordentliche deutsche Übersetzung.
Als ich also dabei war meine Review für den Overlord zu schreiben, fiel mir beim Sammeln der allgemeinen Informationen etwas auf. Und damit will ich mich in diesem Artikel näher beschäftigen.
Was ist das „Problem“?
Beim Blick auf die Copyright-Seite wurde ich stutzig. Auf den Copyright-Seiten listen die verschiedenen (deutschen und englischen) Verlage unter anderem die verschiedenen Personen auf, die mitgeholfen haben diese Novel zu veröffentlichen. Dabei unterscheidet sich das immer etwas von Buch zu Buch. Was aber immer enthalten ist, ist der Name der Person, die diesen Band übersetzt hat. Dazu kommen je nachdem der/die Redakteur/in und vielleicht noch andere Personen.
Bei den deutschen Verlagen hat es sich bei Manga und Light Novel eingebürgert noch Informationen zur Übersetzungssprache mit aufzunehmen. Normalerweise findet ihr bei den deutschen Verlagen so etwas vor wie „Aus dem Japanischen von XXX“ oder auch „Aus dem Englischen von XXX“, je nach Buch. Man hat sich also gerne auf die Fahne geschrieben, aus welcher Sprache eine Übersetzung erfolgte. Es ist ja auch ein Anzeichen für die Qualität. So war dies bis vor kurzem auch bei Tokyopop.
In den neu veröffentlichten Light Novels konnte man aber nur folgendes lesen: „Übersetzt von XXX“. So heißt es bei Overlord „Übersetzt von Franziska Kammer“, beim Shield Hero steht: „Übersetzt von Bernd Sambale“ und bei Konosuba heißt es: „Übersetzt von Katrin Aust“.
Warum aber sollte Tokyopop diese, vielleicht auch für den Leser wichtige Information, einfach weglassen?
Ich habe mich also mal die Community gewandt, unter anderem den Light Novel Club Deutschland und wir haben zusammen ein bisschen Recherche betrieben, was die Übersetzer anging. Am Ende standen wir vor der Frage: „Aus welcher Sprache wurden die Bücher nun übersetzt? Aus dem Japanischen oder aus dem Englischen?“ Es gab da so ein paar Sachen, die irgendwie nicht zusammenpassen wollten.
Nachfrage bei Tokyopop
Mein erster Gedanke war einfach mal Tokyopop eine E-Mail zu senden. Ich wollte dem Verlag sowieso noch ein paar Dinge mitteilen, die man beim E-Book vom Overlord verbessern könnte. Es könnte sich auch ein ganz anderes Bild ergeben, als jenes was ich von der Community bekommen habe. Vielleicht würde Tokyopop die ganze Sache aufklären und mir mitteilen, dass die Übersetzungen alle aus dem Japanischen stammen und man sich aus anderen Gründen entschieden habe die Formulierung anzupassen.
Ich habe also einfach mal ganz entspannt am 28. August 2021 eine E-Mail an info@tokyopop.de gesendet. Eine andere E-Mail konnte ich auf der Website leider nicht finden, daher war diese wohl die beste Idee. Den Inhalt der E-Mail habe ich euch als Ausschnitt in den folgenden Spoiler gepackt:
Meine E-Mail an Tokyopop
Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebes Team bei Tokyopop,
Ich hoffe, dass diese E-Mail-Adresse die richtige für meine Anfrage ist, wenn nicht, bitte ich um Weiterleitung an die richtige Stelle.
Ich schreibe Ihnen heute diese E-Mail, weil ich eine Frage bezüglich Ihrer drei neu erschienen Light Novels Overlord, Konosuba und Rising of the Shield Hero habe. Ansonsten würde ich gerne noch ein paar Verbesserungsvorschläge bezüglich des E-Books zu Overlord: Der Untote König machen.
Ich möchte mich Ihnen allerdings noch ordentlich vorstellen. Ich bin Stefan Harwardt und ein ziemlicher Light Novel Fan. Dies geht bei mir sogar soweit, dass ich den Betrieb eines Blogs übernommen habe, dem Light Novel Dungeon (lightnovel-dungeon.de). Zusammen mit meinen Kollegen schreibe ich dort News, Reviews und Artikel zu Light Novels in Deutschland. Es freut mich daher sehr, dass Sie sich wieder an die Lizenzierung und den Verkauf von Light Novels heranwagen.
Ich möchte dann auch direkt ohne weitere Umschweife zu meinem ersten Punkt kommen. Meine Frage betrifft die Übersetzung der neu erschienen Light Novels Ihres Labels. In der Community tut sich ein kleiner Verdacht auf, dem ich gerne auf den Grund gehen möchte.
Konkret geht es um die Frage, aus welcher Sprache die deutschen Übersetzungen für die drei oben genannten Light Novels angefertigt wurden. Aus der Auswahl für die Übersetzer der Novels kann man schließen, dass die Übersetzungen nicht aus dem Japanischen ins Deutsche angefertigt wurden, sondern aus dem Englischen ins Deutsche. Ich würde um die Beantwortung der Fragen bitten:
- Ist es richtig, dass die drei oben genannten Light Novels aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt wurden?
- Falls sich mein „Verdacht“ als Korrekt erweisen sollte. Wieso wurden die Novels aus dem Englischen übersetzt und nicht aus der Ursprungssprache Japanisch? Sie haben doch mit Accel World und Sword Art Online Light Novels im Portfolio, deren Übersetzung aus dem Japanischen stammt.
- Es wurde in meiner Community die Sorge geäußert, dass durch die Doppelübersetzung aus dem Japanischen ins Englische und von dort ins Deutsche gewisse Nuancen des Buches verloren gehen. Was können Sie mir dazu sagen?
- Soll es in Zukunft wieder mehr Light Novels geben und werden diese dann wieder aus dem Japanischen übersetzt?
Sollte es nicht zutreffend sein, dass die Übersetzung nicht aus dem Englischen angefertigt worden ist, ignorieren Sie bitte Frage 2 – 4.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie meine Fragen beantworten würden, damit ich mir ein vollständiges Bild zu Ihrem neuen Light Novel Lineup machen kann.
[…]
Leider hat sich Toykopop bis zum Erscheinen dieses Artikels noch nicht dazu bequemt mir überhaupt eine Antwort zu senden. Ich habe die Nachricht später auch nochmal über das Formular „Fragen zum Artikel?“ beim Overlord übermittelt.
Vielleicht ist meine erste E-Mail ja in irgendeinem Spam-Filter hängen geblieben. Ich weiß es nicht. Daher habe ich das Ganze nochmal über das Formular gesendet. Auch nach dieser Nachricht erfolgte seitens Tokyopop keine Antwort.
Nach gut zwei Wochen nach meiner ersten E-Mail war klar, dass Tokyopop mich entweder ignoriert oder meine E-Mail nicht bekommen hat.
Ich wollte mich bei der ganzen Recherche nicht allein auf Tokyopop verlassen. Würden sich diese zu solch einer Sache überhaupt äußern? Ich wollte mich also direkt an die Übersetzer hängen und einfach direkt „an der Quelle“ fragen. Dazu aber dann gleich. Tokyopop hat sich nämlich den Kollegen von Manga-Passion in einem Interview zu der ganzen Sache geäußert:
MP: Uns ist aufgefallen, dass bei euren neueren Light-Novel-Releases das „übersetzt aus dem Japanischen“ fehlt und wir uns daher die Frage stellen, ob ihr diese aus dem Englischen übersetzt. Kannst du uns dazu vielleicht etwas Genaueres sagen und falls ja, auch warum ihr euch dafür entschieden habt?
Susanne: Ja, wir übersetzten einzelne Reihen auch aus dem Englischen.
Dies hat mehrere Gründe, vor allem aber den, dass wir den Fans eine Übersetzung in bester Qualität zur Verfügung stellen wollen. Eine literarische Übersetzung zeichnet sich nicht dadurch aus, dass sie Wort für Wort die Originalsprache abbildet, sondern durch das Können der Übersetzer:innen, die Natur und Atmosphäre des Originalwerkes aufzunehmen und zu übertragen. Ist dies bspw. im Englischen schon einmal gelungen, ist das ggf. die bessere Wahl als eine Übersetzung aus dem Japanischen durch Übersetzer:innen, die sich mit dem Inhalt oder der Übersetzung eines Fließtextes nicht wohl fühlen oder der Backgrund bisher fehlt. Und dies ist von Werk zu Werk ja auch sehr unterschiedlich. Für Overlord muss man eine Fantasy-Klaviatur haben, bei Konosuba ist es wichtig, dass der Humor richtig transportiert wird, bei The Rising of the Shield Hero darf auch der Gaming-Hintergrund nicht fehlen.
Vorstellung der Übersetzer
Ich möchte euch an dieser Stelle die drei Übersetzer, mit denen ich mich unterhalten habe kurz vorstellen, einfach damit ihr euch ein Bild der Personen machen könnt:
- Katrin Aust Übersetzerin für Konosuba und Sword Art Online ab Band 13
- Bernd Sambale Übersetzer für Shield Hero
- Miryll Ihrens Übersetzerin für die Bände 3 bis 12 von Sword Art Online und andere Manga bei Tokyopop
Ich habe versucht Informationen zu Franziska Kammer aufzutreiben, meine Internetsuche nach einer Kontaktmöglichkeit verlief leider ergebnislos. Ich möchte euch aber im Rahmen dieses Artikels auch ein Bild von diesen drei Übersetzern, ihren Erfahrungen und Hintergründen machen. Danach komme ich zu den Antworten, die ich erhalten habe.
Katrin Aust (Konosuba, Sword Art Online ab Band 13)
Ein paar Informationen für euch zu Katrin Aust, die ich während der Recherche gesammelt habe.
Ihr Xing-Profil listet für uns die folgenden Informationen:
Frau Aust studierte von 2006 bis 2010 an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Ab Oktober 2011 bis Juli 2017 war sie dann als PR & Marketing-Manager bei Tokyopop tätig, um dann ab August 2017 bis Janaur 2020 bei altraverse als Product Manager tätig zu werden.
Was ihre freiberuflichen Tätigkeiten angeht, ist sie schon seit Juni 2012 als Lektorin für verschiedene englische Bücher tätig geworden. Ihrem Portfolio kann man dabei verschiedene 007-Bücher, einige Sachen zu Star Trek und andere Sachen entnehmen. Japanische Sachen sucht man dort aber vergebens.
Seit Oktober 2017 ist sie auch als Übersetzerin tätig. Dabei listet sie in ihrem Profil auf, dass Deutsch ihre Muttersprache ist, sie fließend Englisch kann und zusätzlich noch Grundlagen in Japanisch und Französisch hat. In ihrem oben bereits verlinkten Portfolio findet man vor allem englische Comics und mit Killing Stalking und den In these Words Novels auch ein paar Sachen, die bei Altraverse erschienen sind. Bei allen Büchern, die sie für altraverse übersetzte erfolgte die Übersetzung aus dem Englischen (allerdings waren diese auch alle im Original Englisch).
Bernd Sambale (Shield Hero)
Die Informationen zu Herr Sambale sind auch sehr interessant. Der Verband der Übersetzer listet den Herrn als Übersetzer für Englisch und Japanisch. Er hat an der Universität Leipzig Japanologie studiert und dort wohl 2008 eine Abschlussarbeit über die Modernisierung der Go-Welt in Japan im Zuge der Meiji-Restauration (1868) geschrieben.
Der Verband der Übersetzer listet auch seine Arbeit für den Brett und Stein Verlag. Der Verlag hat sich dabei auf Bücher für das asiatische Spiel Go spezialisiert.
Dabei hat er die Bücher „Lexikon der Joseki I – III“ und „Der Elefant im Reisfeld: Go-Probleme in Bildern“ für den Verlag übersetzt. Dabei ist denke ich davon auszugehen, dass die Übersetzung aus dem Japanischen erfolgte. Genaue Angaben dazu lassen sich der Leseprobe nicht entnehmen, es geht um ein asiatisches/japanisches Spiel, daher ist dies das wahrscheinlichste.
Auch für den Verlag Cross Cult wurde Herr Sambale als Übersetzer tätig. Allerdings erfolgte die Übersetzung bei verschiedenen Romanen von Doctor Who und den Avatar-Romanen rund um Avatar Kyoshi aus dem Englischen.
Miryll Ihrens (unter anderem Sword Art Online Band 3-12)
Frau Ihrens würde ich als hochqualifizierte Übersetzerin für Japanisch bezeichnen. Ihr Xing Profil listet einen großen Erfahrungsschatz. Deutsch ist ihre Muttersprache, aber sie kann auch fließend Englisch und Japanisch.
Zuerst studierte Sie von Oktober 2002 bis Juni 2008 Japanologie / Sprachenlehrforschung an der Ruhr Universität Bochum. In dieser Zeit absolvierte sie zwischen September 2004 und Juli 2005 zwei Auslandssemester an der Nihon Universität. Nach dem ersten Studium legte sie noch einen Master in Japanologie an der Universität Trier nach. Dieser dauerte von September 2008 bis Juli 2013. Seit August 2013 ist sie als freiberufliche Übersetzerin für Japanisch – Deutsch tätig.
Zu ihrem Portfolio gehören neben deutschen Untertiteln zu ein paar Filmen des Studio Ghibli auch einige Light Novel und Manga. Eine Auswahl für euch:
Ein Landei aus dem Dorf vor dem letzten Dungeon sucht das Abenteuer in der Stadt (altraverse), verschiedene SAO-Manga (Aincrad – Mothers Rosario, Tokyopop), Yona – Unter demselben Mond (Light Novel) (Tokyopop) und die Sword Art Online Novels (Band 3 – 12, Tokyopop)
Natürlich erfolgten alle Übersetzungen aus dem Japanischen.
Befragung der Übersetzer
Während ich Herrn Sambale und Frau Aust dazu befragt habe, aus welcher Sprache Shield Hero bzw. Konosuba übersetzt wurden, ging es bei meiner E-Mail an Frau Ihrens um die Frage, weshalb sie die Sword Art Online Novels ab dem Band 13 nicht mehr macht.
Mir war es dabei ein wichtiges Anliegen, dass sich keiner der Übersetzer wegen der Antworten mit Tokyopop schlechter stellt. Ich will hier niemandem seinen Job verbauen, nur weil ich meiner Neugierde nachgehe. Dementsprechend habe ich meine Fragen zwar gestellt, aber auch nicht weiter nachgebohrt, wenn man mir keine Auskunft geben wollte zum Sachverhalt.
Katrin Aust
Zuerst habe ich in einer E-Mail vom 09. September bei Frau Aust angefragt. Es ging dabei im die Kernfrage „Wurde die deutsche Fassung von Konosuba Band 1 für Tokyopop aus dem Japanischen oder aus dem Englischen übersetzt?“
Frau Aust zeigte sich in Ihrer Antwort vom 10. September 2021 leider wenig auskunftsfreudig und gab mir eine diplomatische Antwort zur ganzen Sache. Sie bestätigte, dass sie die Übersetzerin für die deutsche Fassung von Konosuba ist. Allerdings wollte sie sich als externer Dienstleister [Anm d. Redaktion: Übersetzer arbeiten vor allem auf freiberuflicher Basis mit den Verlagen zusammen, daher der Begriff „Externer Dienstleister“] nicht in die Außenkommunikation von Tokyopop einmischen.
Bernd Sambale
Auch Herrn Sambale habe ich mit einer E-Mail vom 09. September 2021 bzw.10. September 2021 zu der ganzen Sache befragt. Hier geht es um die Kernfrage: „Wurde die deutsche Fassung von The Rising of the Shield Hero Band 1 für Tokyopop aus dem Japanischen oder aus dem Englischen übersetzt? “
Herr Sambale bestätigte mir in seiner ersten Antwort vom 10. September, dass er tatsächlich der Übersetzer für die deutsche Fassung von Rising of the Shield Hero ist. Er ließ sich mit seiner Antwort bezüglich der oberen Frage ein wenig Zeit, aber am 22. September erhielt ich von ihm eine Antwort, die mich etwas überraschte, aber auch gefreut hat.
Er lies mich wissen, dass er den Shildhelden tatsächlich aus dem Japanischen übersetzen würde. Herr Sambale bestätigte auch, dass er studierter Japanologe sei.
Er berichtete mir auch ein wenig über seine Arbeitsweise am Shield Hero. Er sagte, dass er zwar um ein stimmiges Gesamtergebnis zu erhalten auch andere Quellen wie den deutschen Manga, die Animeversion, ein Forum im Internet und auch die englische Light Novel zu Rate ziehen würde. Allerdings sei für ihn immer das japanische Original im Zweifelsfalle maßgebend und behalte das letzte Wort.
Miryll Ihrens
Als Letztes habe ich Frau Ihrens in einer E-Mail vom 19. Oktober 2021 zum Übersetzerwechsel bei Sword Art Online befragt. Die genaue Frage in diesem Fall: „Möchten Sie mit mir über die Gründe reden, weshalb Sie nicht mehr an der Übersetzung der Light Novel „Sword Art Online“ arbeiten?“
Sie bestätigte mir in Ihrer Antwort vom 19. Oktober 2021, dass Sie ab Band 13 nicht mehr die Übersetzerin für die deutsche Fassung von Sword Art Online wäre [Anm. d. Redaktion: Ab Band 13 wird Sword Art Online von Katrin Aust übersetzt]. Sie fuhr damit fort mir zu erklären, dass es bei Tokyopop eine größere Umstellung im Light Novel-Segment gegeben habe, um die Light Novel auf dem deutschen Markt zu etablieren.
Alles, was mir Frau Ihrens zu dieser Sache noch sagen konnte war, dass das neue Konzept von Tokyopop für sie als Übersetzerin einfach nicht mehr gepasst habe. Das wird wohl auch der Grund für Ihre Abkehr von der Übersetzung von Sword Art Online gewesen sein.
Fazit / Meine persönliche Einschätzung
An dieser Stelle möchte ich versuchen die ganzen Hinweise für euch zu einem Bild zusammenzusetzen. In Ermangelung einer wirklichen Antwort seitens Tokyopop ist das das Beste, was ich für euch tun kann.
Wenn weder die Kollegen von Manga-Passion noch Anime News Network etwas aus Tokyopop herausbekommen, dass die Bytes Wert ist, mit denen es auf der Seite steht, dann stehen meine Chancen euch mehr liefern zu können eher schlecht. Wenn man sich aber alles im Gesamten ansieht, kann man einige Schlüsse ziehen.
Die Übersetzung der deutschen Fassung von „The Rising Shield Hero“ ist, denke ich sehr klar. Dort wurde mir persönlich vom Übersetzer bestätigt, dass die Übersetzung aus dem Japanischen erfolgte. Ich habe auch keine Zweifel an dem, was Herr Sambale mir in dem Zusammenhang mitgeteilt hat. Es passt alles zusammen. Er ist studierter Japanologe und hat auch schon andere Bücher aus dem Japanischen ins Deutsche übersetzt. Ich sehe auch keine Gründe weshalb Herr Sambale mich in der Sache belügen würde.
Interessant ist dann an dieser Stelle noch warum Tokyopop dies dann beim Shield Hero nicht erwähnt und stattdessen auf die Nennung der Sprache verzichtet. Will man so vielleicht decken, dass eine der anderen Novels aus dem Englischen übersetzt wurde? Ansonsten bleibt da noch die Aussage von Susanne Hellweg im Interview mit Manga-Passion. Dort lässt uns Frau Hellweg wissen, das „einzelne Reihen“ auch aus dem Englischen übersetzt werden würden.
Zum Overlord kann ich an dieser Stelle leider mangels Information wirklich gar nichts zur Übersetzung oder der Übersetzerin sagen. Zu Franziska Kammer war leider in den weiten des Internets nichts Konkretes zu finden. Overlord bleibt also ein großes Fragezeichen.
Bei Konosuba wird die Sache nochmal wesentlich interessanter, vor allem wenn man sich Katrin Aust als Übersetzerin näher ansieht. So hat Frau Aust zwar ein paar Jahre Japanologie studiert, aber laut ihrem Xing-Profil hat es dabei nur für Grundlagen in Japanisch gereicht. Es ist hier natürlich möglich, dass ihr Profil dort nicht aktuell ist, aber den Eindruck habe ich nicht. Man will sich selbst ja nicht unter Wert verkaufen, oder?
Auch wenn man sich das Portfolio der Frau Aust näher ansieht wird schnell klar, dass dort japanische Bücher komplett fehlen. Alle der gelisteten Bücher sind im Original Englisch. Wieso sollte das also bei Konosuba anders sein? Ich bin selbst kein Übersetzer, aber was sagt ihr reichen Grundlagen in Japanisch für eine literarische Übersetzung? Ich würde dabei zu nein tendieren. Aber die Einschätzung will ich den Experten überlassen.
Wenn sich dazu ein Übersetzer äußern möchte, nehme ich das gerne hier noch auf.
Aufgrund all der Informationen rund um Frau Aust würde ich mich an dieser Stelle aus dem Fenster lehnen und sagen, dass Konosuba aller Wahrscheinlichkeit nach einer der Titel ist, der aus dem Englischen übersetzt wird. An dieser Stelle ist mir allerdings wichtig zu betonen, dass dies nur ein *Gefühl* ist, dass ich nach dem Sammeln aller Hinweise aufgebaut habe. Konkrete Beweise habe ich für diese Theorie nicht.
Was ich mich allerdings noch Frage ist, was das für Sword Art Online bedeutet, dessen Übersetzung Frau Aust mit Band 13 ebenfalls übernommen hat. Dort steht ab Band 13 dann auch nur noch „Übersetzt von Katrin Aust“. Es wäre schon durchaus komisch nicht nur den Übersetzer, sondern auch gleich die Sprache zu tauschen. Allerdings gibt es hier auch wieder Anhaltspunkte, die genau diesen Verdacht stützen.
Hier komme ich nochmal auf das zurück, was ich von Frau Ihrens erfahren habe. Diese sprach ja von einem „neuen Konzept“, dass für Sie als Übersetzerin nicht mehr passte. Sie lies mich dann noch wissen, dass die Übersetzung aus einer „Pivotsprache“ [Anm. d. Redaktion: Übersetzung aus einer Sprache, die nicht das Original ist] nicht optimal ist, weil mehr verloren geht als bei einer direkten Übersetzung.
Im Normalfall gibt ein Übersetzer eine Serie, die er/sie angefangen hat nicht einfach vorzeitig auf, ohne dass es dafür einen wichtigen Grund bspw. persönlicher Natur gibt. Was hier genau vorgefallen ist weiß ich leider nicht, denkbar wäre aber dass entweder die Bedingungen sich zuungunsten von Frau Ihrens geändert haben oder Tokyopop vielleicht auch eine Übersetzung aus dem Englischen verlangt haben könnte, um Kosten zu sparen. Das alles sind aber wieder eher Spekulationen, ohne konkrete Beweise.
Ich hätte euch in diesem Artikel gerne erklärt und genauer aufgedröselt was Sache ist, aber leider ist meine Beweislage sehr dünn. Was ich mit Sicherheit sagen kann ist, dass etwas bei Tokyopop extrem faul ist. Für mich ist das Ganze mittlerweile einfach nur noch frustrierend.
Ich bin auch selbst noch nicht ganz sicher was nun schlimmer ist. Dass Tokyopop Sachen aus dem Englischen übersetzt, obwohl Japanisch – Deutsch-Übersetzer nun nicht so die Mangelware sind oder der Fakt, dass Tokyopop seine Kunden für Dumm hält und glaubt, die ganze Sache einfach verschweigen zu können.
Für mich ist denke ich das Zweite eher das, was mir missfällt. Glaubt ihr bei Tokyopop wirklich, dass eure Kunden so dumm sind und nichts merken? War es euch wirklich so wichtig ein bisschen an den Kosten zu sparen, dass ihr dafür die Qualität der Übersetzung leiden lasst?
Hätte Tokyopop sich von Anfang an transparent in der Sache gezeigt und sich ordentlich erklärt hätte es sicher einen Aufschrei gegeben, aber sicher wäre das besser als das was wir jetzt haben.
Ich bin extrem enttäuscht von Tokyopop in der ganzen Sache. Ich meine es ist schön, dass sie sich wieder am Light Novel Markt versuchen. Aber ist das wirklich der richtige Weg Tokyopop? So, liebes Tokyopop, zerstört man nachhhaltig das Vertrauen der Community.
Mein Vertrauen hat Tokyopop mit der ganzen Sache auf jeden Fall verspielt. Dabei habe ich Tokyopop bei der Ankündigung noch verteidigt. Das bereue ich jetzt ein bisschen. Vielleicht war der Spitzname „Tokyoschrott“ verdienter als ich gedacht habe. In Zukunft werde ich persönlich davon absehen euch die Novels aus dem neuen Programm von Tokyopop vorzustellen.
Sollte sich Tokyopop doch dazu entscheiden die ganze Sache transparent aufzuklären, werde ich mir das nochmal überlegen.
Klasse Artikel! Das Problem mit der Übersetzung aus dem Englischen ist die potentielle Zensur, die damit einhergeht. Die Amis sind sehr zensurfreudig, und passen bzw. streichen auch gern Inhalte, falls unangenehme Passagen im japanischen Original auftreten. Zu beobachten ist dies in vielen Anime, Spielen und co aus Japan. Deutsche Übersetzungen aus dem Englischen und dem Japanischen sind hingegen akkurat und verfälschen nichts. Ich persönlich habe viel mehr Vertrauen in die deutschen Übersetzer, als in die Englischen. Wenn aber die englische Übersetzung bereits stark verfälscht wurde, kann kommt selbst die beste deutsche Übersetzung nicht mehr an das japanische Original heran. Ich rede hier natürlich von dem Fall Englisch als Pivotsprache.
Vielleicht, aber auch nur vielleicht hat Miryll Ihrens deswegen aufgehört Sword Art Online zu übersetzen, weil ihr das „Konzept“ nicht mehr passte. Weil sie wusste, was es bedeutet aus dem Englischen zu übersetzen. Natürlich ist das alles nur Spekulation meinerseits
Hey! Danke für den Kommentar. Ich bin leider in letzter nicht mehr ganz so schnell mit dem Freischalten der Kommentare tut mir leid. Ja es ist wirklich schön, dass Probleme der Zensur bei uns kein Thema sind (looking at you Seven Seas), Amerikaner sind da wohl doch etwas prüder was das angeht. Immerhin scheint sich Tokyopop das Thema für neuere Novels zu Herzen zu nehmen. Bei Danmachi bin zuversichtlich, aber natürlich wird es dazu ein ausführliches Review geben.